Oskar-Schwenk: wieder mal "bühnenreif"

Ausgerechnet Stuttgart Hallschlag

Eine Vierzehnjährige im "voll hässlichen" Hawaiishirt samt Mutter, die Lösegeldforderung ihres habgierigen Entführers und der erfolgreiche Einsatz der Spürnasen des FBI - die Theater-AG der Klasse R6 hatte sich wirklich etwas einfallen lassen, das Stück selbst geschrieben und das Ganze gekonnt präsentiert.
Autorenschaft konnten die nachfolgenden "Großen", die Mitglieder der Theater -AG der Klassen 7-10 nicht für sich beanspruchen, dafür aber all das zeigen, was man braucht, um Theaterillusion zu erzeugen und Zuschauer zu begeistern: Engagement, Können und den Willen, über sich selbst hinaus zu wachsen. Und das ist ihnen voll gelungen. Was sie uns da zeigten, war bestes Theater mit ernstem Hintergrund: ein Lehrstück zum Thema Gewaltprävention mit der Botschaft, Jugendlichen  Möglichkeiten zu geben, ihre Interessen und Talente zu entwickeln und Plattformen, um diese auch zeigen zu können.
Auslöser ist der König von Opundo, der nach einigem Zögern seinem Sohn Emilio erlaubt, Erfahrungen mit "ganz normalen" Jugendlichen zu sammeln! Dass der sich dafür ausgerechnet den Heckenwegplatz in Stuttgart Hallschlag aussucht, sich dort prompt in die Anführerin einer Gruppe ziemlich zickiger Mädchen verguckt und in die Machtkämpfe zweier miteinander rivalisierender Gruppen gerät, kann er ja nicht ahnen. Zum Glück ist Angelo, der wieselige Kammerdiener, mit von der Partie. Mit bodenständiger Schläue greift er immer wieder ein, bewahrt "seinen Prinzen" vor den Unbillen des (jugendlichen) Lebens und hält Lösungen parat. Nicht zuletzt ist er es, der dafür sorgt, dass aus Gegnern Partner werden, die gemeinsam nicht nur einen Tanzwettbewerb gewinnen, sondern auch die Zusage des seinem Sprössling nachreisenden Königs, ihnen noch viele gemeinsame (Tanz)Aktivitäten zu ermöglichen - in der neu zu gründenden King Opundo Dancing School.
Dass in einem solchen Stück nicht nur verbaler Abklatsch geschieht, sondern auch getanzt wird, ist ja klar, nicht aber, dass solches vor einem äußerst wirkungsvollen Hintergrund geschieht. So schaffte es das Bühnenbild der Kunst-AG mit nur wenigen, einfallsreich gestalteten und platzierten Teilen nicht nur die räumliche und kulturelle Distanz zwischen den beiden Stücken, sondern auch die zwischen Opundo in Nirgendwo und dem Heckenweg im Hier und Heute zu verbinden. Chor und Orchester taten das Gleiche und schufen gekonnt und stimmungsvoll aus Szenen und Stücken ein gelungenes Ganzes.
"There is a time for everyone! - eure und unsere war heute Abend!” Besser hätte Frau Grafen das, was an diesem Abend wieder einmal als Einzel-, aber auch als Gesamtleistung gezeigt wurde, nicht würdigen können. Und deshalb galt der Applaus der begeisterten Zuschauer auch everyone, den tollen Schauspielern, die in bestens besetzten Rollen immer wieder Szenenapplaus einheimsten, ebenso, wie den Mitgliedern von Chor, Orchester und Kunst- AG, aber auch allen vor und hinter den Kulissen und denen, die einen solchen Abend erst möglich machten: Frau Miller und Frau Breusch (Theater, Tanz, Chor), Herrn Brischar (Chor und Orchester), Frau Ehrhardt (Kunst - AG), Herrn Breuling mit der R8a (Bewirtung), Herrn Schneider (Licht und Ton) , Herrn Held, Frau Starting, Frau Koch (Assistenz) und allen, die für die Dokumentation dieses wieder einmal bühnenreifen Ereignisses sorgten.
I.-B. Hoffmann