Zusammenarbeit mit Familien von Kindern mit Migrationshintergrund

Stolpersteine und Ressourcen

Jährlich treffen sich die Erzieherinnen Waldenbuchs und die Grundschullehrerinnen um gemeinsam einem Vortrag zu lauschen und sich fortzubilden. Die Gästeliste wurde dieses Mal um ein gehöriges Maß verlängert. Die Elternvertreter und die Elternbeiratsvorsitzenden, die Damen des Ganztagesbetriebs und der Schulsozialarbeit, sowie die Paten des Patenschaftsprojekts waren zu dem Fachvortrag eingeladen.
Frau Melahat Altan, Diplom-Sozialpädagogin und interkulturelle Trainerin, teilt die Erfahrungen der 4. Generation türkisch-stämmiger Familien, die sich in Deutschland niederließen. Man lebt mit einer doppelten Staatsangehörigkeit, mit Vorbildern aus dem eigenen Kulturkreis, mit einer Schulbildung an deutschen Schulen, bleibt in zwei Sprachen ungenügend und ist dennoch hier beheimatet.   
Frau Altan bereiste mit uns die Insel Albatross, auf der sich die Menschen recht seltsam verhielten. Sie nahmen kaum Kontakt zu den Besuchern auf und pflegten unverständliche Rituale. Die Zuschauer waren nicht alle überzeugt, ob sie zu so abweisend wirkenden Menschen reisen wollten. Die nachträglichen Erklärungen allerdings rückten das Bild, das man sich von den Menschen gemacht hatte, in ein ganz anderes, ein ganz freundliches Licht.  
Die Erziehungsziele, die Geschlechterrollen, die Rolle der Eltern und Großeltern, die Kommunikationsstrukturen in den türkisch-stämmigen Familien wurden thematisiert. Am Beispiel einiger türkischer Sprichwörter ließ sich ablesen, wie gedacht und empfunden wird. Die Familie mit starken Autoritätspersonen, die Verwandtschaft, Freunde und Bekannte sind so wichtig, dass das eigene individuelle Fortkommen, die eigenen Wünsche und Bedürfnisse untergeordnet werden. Frau Altan untermalte die theoretischen Inhalte immer wieder mit ihrer eigenen Biografie und konnte so bei den Zuhörern neues Verständnis für die Situation der Familien mit Migrationshintergrund wecken.  
Alle Zuhörerinnen und Zuhörer konnten Frau Altans vordringlichen Appell gut verstehen: "Bleiben Sie neugierig auf alles Unbekannte, Fremde! Bleiben Sie im Dialog! Fragen Sie nach und interpretieren Sie befremdliches Verhalten nicht ohne weitere Information darüber!"  
Es ist an der Zeit Strukturen suchen, die in der Schule einen intensiveren Dialog mit den Eltern mit Migrationshintergrund ermöglichen.
K. Grafen