Die Schüler der fünften Klassen sind paarweise auf Matten im Forum der Oskar-Schwenk-Schule verteilt. Die Hälfte liegt auf dem Rücken, die anderen knien direkt neben ihnen. Auf ein Signal hin stürzen sich die Knieenden auf die Liegenden und überall auf der klassenzimmergroßen Matte entspinnen sich erbitterte Raufereien. Wieder ein Signal und alle lassen sofort voneinander ab, die Positionen werden gewechselt, und dann beginnen die Kämpfe.
Die Schüler der fünften Klassen der Oskar-Schwenk-Schule (OSS) sind aber nicht zum Abbau von Stress aus dem Schulalltag hier und es geht auch nicht um das körperliche Austragen von Konflikten im Klassenverband. Sie sind hier, weil sie am Projekt „Respekt“ teilnehmen.
Das Kämpfen nach Regeln soll unterschwellige Konflikte lösen
Das ist eine Gewaltpräventionsschulung, die Eugen Keim entwickelt hat. Er ist derjenige, der die Signale gibt und den Schülern zeigt, wie sie Kampfkunst und Entspannungsübungen zur Prävention einsetzen können. Die Schüler werden in den nächsten Wochen Entspannungstechniken aus dem Tai-Chi mit den Kampfsportarten Jiu-Jitsu und Judo mit dem Ziel, Entspannung und Kampfkunst zur vereinen, kombinieren. Dabei werden Werte wie Respekt und Fairness im Umgang miteinander vermittelt werden. Eugen Keim bietet Kampfkunst und die damit verbundene Prävention durch das Projekt „Respekt“ an. Dieses Projekt wird im neuen Sozial Curriculum „Optimistisch stark sein“ der erste Baustein sein, an dem sich alles orientieren wird.
Aber wie soll Gewaltprävention durch das Erlernen von Kampftechniken funktionieren? Der Körperkontakt und das Kämpfen nach klaren Regeln lösen die unterschwelligen Konflikte wie z.B. bei Mobbing. Die Übungen führen zu Respekt voreinander. Zudem bieten sie die Möglichkeit, den eigenen Körper zu erfahren und mehr Respekt dem Gegenüber zu vermitteln.
Der Rektor der Oskar-Schwenk-Schule, der selber ehemaliger Bundesliga Ringer beim TSV Musberg war, hat für das Projekt Gelder vom FOSS (Förderverein der Oskar-Schwenk-Schule) und der Bürgerstiftung Waldenbuch eingeworben, so dass die Schüler am Projekt teilnehmen können. Die Schüler sollen das Gelernte anwenden und so sich selbst und andere für das Leben stärken.
An der Oskar-Schwenk-Schule soll durch den ersten Baustein des neuen Sozial Curriculums „Gemeinsam stark sein“ ein körperlicher Ausgleich geschaffen werden, um Werte und Konfliktkompetenz zu vermitteln. Der Rektor Jan Stark ist überzeugt, dass die körperliche Konfliktbewältigung in der heutigen Zeit enorm wichtig ist. Diese erreicht man mit der gesprächsorientierten Konfliktbewältigung von heute oft nicht, die in unserer digitalisierten Welt von heute oft zu kurz kommt. Natürlich ist das Projekt „Respekt“ etwas für Mädchen und Jungen. Dadurch, dass Mädchen oft angepasst sind, haben diese auch einen eigenen Vorteil des Projektes. Mit der Kampfkunst können sie ihre Selbstwirksamkeit erfahren und lernen so, für sich einzustehen.
Disziplin ist ein sehr wichtiger Baustein des Projekts „Respekt“. Die Gesellschaft bietet heute unzählige Möglichkeiten und Freiheiten, aber nur wenig Orientierung. Junge Menschen suchen aber oft gerade diese. Deshalb versucht das Projekt Disziplin als positives Gefühl zu vermitteln.
Die Schüler der Oskar-Schwenk-Schule kommen in diesem und in den nächsten Schuljahren mit dem Projekt in Berührung und machen ihre eigenen Erfahrungen.